[ANASTASIA SPENNOCCHI]
Herbei, mein Schinder,
Von Komik verzrteltes Ding.
Es harrt nun... der khle Moment,
Ein
Quntchen an Shne:
Der gaukelnde Jude betritt meine Bhne.
Er tritt vor den Richter, der fidele Bube,
Beschaut meinen Buckel
(Welch Stille? Welch Ruhe?)
Und sicher, gewiss, bin ich froh, ihn zu sehen.
[ELIAS HOHLBERG]
Sah ichs, sah wie Schnee den
Leib
Mit weiem Loden schnrt,
Im Lehnstuhl wich ihr Geist
Dem eklatanten Schimmer...
Stck fr Stck
Ihr Leid auf Erden war
unfein gewiss,
Ihr Leben sprach gelinde... vom Wohnort,
Einem Stall...
[ELIAS HOHLBERG]
Mein Ekel vor dir
War
dreist und befangen (befangen!)
Ich stand da am Hof
Und krnkte dich bange (bange!)
Wir bten Gelchter,
Beschmutzten dich
leidig, (leidig!)
Wir droschen mit Freud
Dich Krppel zum Feind!
[KRPPEL SPENNOCCHI]
Mutlos Gesindel, gereiztes
Reptil,
Komm, mach mich zum Krppel,
Der mde und bang fleht:
Strt dich mein abscheulich Blick,
Verfemt er wich dem Bild von
Glanz...
Liebreiz und Anmut mieden mich ganz.
So blieb ich grsslich fr mein Leben,
Blieb Gebein, nicht der Rubin,
Der
funkelt und glimmert wie Licht in beschien.
Tot ich glich der euren Geisel,
Hllisch, war ich Krppel schn,
Md nur vom Zunder,
dem qualvoll Gesthn!
[ANASTASIA SPENNOCCHI]
Ich nannte es Leben, weil ich Euch die Geisel war,
Hier bin ich Mensch aus
dem Euren Land...
Mit frechen Gesichtern, mit Stock, Stein, in Schar
Ihr Juden aus Lemberg ward Qual meines
Lebens
Bizarr...
[ENGELSCHOR]
Sie war dieser Engel, der lebendig war...
A-n-a-s-t-a-s-i-a
[ANASTASIA
SPENNOCCHI]
Ich flieg nicht als Engel,
Doch war ich nicht Mensch,
Ich brauch keine Flgel,
Bin endlich ich
selbst.
Ein Engel ist bieder und selten benannt (so...)
nannt ich mich nur den Krppel,
Der dich nicht verstand...
Ich
mochte mein Leben,
Doch litt ich im Zwang,
Ganz blau war mein Buckel,
Von Schlgen verkannt...
So blieb ich in
Hoffnung,
Dass Schnheit nun langt!
...Dann stand ich in Loden geschnrt
...Und verdammt!
Stand... ja stand... in einem
weien Kleid...?
Geschlagen... zerhauen... gewalkt bis zur Pein...
...Belogen und betrogen... mit Stock und mit Stein...
...Mit
Stock und mit Stein... mit Stock und mit Stein...
[ANASTASIA SPENNOCCHI]
Ich nannte es Leben, weil ich Euch die Geisel
war,
Hier bin ich Mensch aus dem Euren Land...
Mit frechen Gesichtern, mit Stock, Stein, in Schar
Ihr Juden aus Lemberg ward Qual
meines Lebens
bizarr...
[ELIAS HOHLBERG]
Vergib mir beim Leben im holden Gewand,
Ich war doch nur Bengel, der dich
nicht verstand...
Verzeih meine Dummheit, sie hat mich besiegt,
Mein Leben hie Hoffnung fr Juden im Krieg!
[ANASTASIA
SPENNOCCHI]
Ich fiel von dem Zweiglein des jdischen Baums,
konnts lnger nicht tragen das bucklige Ding...
Ist gut Bub, halt
fest nun den unseren Stamm,
So spiel fr die Juden im russischen Land...
[KRPPEL SPENNOCCHI]
Was schlugt ihr mich mit
sten,
Was ward ihr bockig und gemein,
Prasst keck und dreist mit groen!?
[ELIAS HOHLBERG]
Wir Juden sind
Menschen
Mit Herz und Verstand!
Ich liebe mein Leben,
Die Tugend, mein Land...
Auch ich schlug im Irrtum
Den eigenen
Mann,
Doch seht blo wie schn
Auch ein Krppel sein kann...
Schluchzend in ihrem Wankelmut und entsetzt ob ihrer
Unverfrorenheit, einen
jdischen Krppel zu peinigen, verlassen die Judenkinder ihre so sehr
geliebte Heimatstadt Lemberg und ziehen
ihre Schlitten und Instrumente in
eine von ihnen idealisierte Welt. Im Zuge ihrer Reise durch das kalte
Russland komplettieren die 4
jdischen Musikanten eine Bettlergilde im
schwermtigen Smolensk der 20er Jahre. Der Standestrennung zwischen arm
und reich begegnen
die jdischen Musiker mit Hochmut und Impertinenz, das
von Philistern in Krbchen der Lemberger Gaukler geworfene
Hartgeld
investierten Elias, Mehmet, Reinun und Ithzak in sndteure Karaffen des
besten Weines der Stadt, um ihn gemeinsam mit den
Smolensker Bettlern an das
Leben zu vergeuden.